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Siegburger Land Swissttal Odendorf

KircheOdendorf

Hl. Fatima, 20. Jh.
Verehrung der „Lieben Frau von Fatima"

Im Jahr 1951 entstand in dem an der Bahnstrecke Rheinbach- Euskirchen gelegenen Ort Swisttal-Odendorf eine für die ganze Umgebung bedeutsame Verehrung unserer „Lieben Frau von Fatima". Nach dem Jahr 1963 schlief sie wieder ein, blieb aber vielen Marienverehrern in lieber Erinnerung. 1987 hat der neue Pfarrer Johannes Koch die Fatima- Tage wiederaufleben lassen. Über die Geschichte dieser Verehrung gibt Gert Wirtz aus Odendorf folgenden Bericht: „Die Pfarrei St. Petrus und Paulus zu Odendorf ist eine der Kirchengemeinden der Erzdiözese Köln, in denen die Verehrung der Gottesmutter von Fatima früh Eingang fand. Sie geht auf das Jahr 1951 zurück. Am Pfingstsonntag, dem 13. Mai, wurde eine Statue der Madonna Von Fatima in feierlicher Prozession in die Pfarrkirche gebracht und auf den linken Seitenaltar erhoben. Eine damals verlesene Urkunde gibt Aufschluss über die Vorgeschichte: „Im Heiligen Jahr 1950 schuf der Bildhauer Jose Ferreira Thedim in S. Mamede de Coronado eine Nachbildung der Gnadenstatue der Rosenkranzkönigin von Fatima, des berühmten Erscheinungsortes der Muttergottes in Portugal. Die Statue hat er aus Zedernholz gefertigt nach der Originalstatue, die er nach den Angaben der noch lebenden Seherin Luzia schuf. Sie ist ein Geschenk zu Händen des hochwürdigen Herrn Pastors (Emil Lukas, Pfarrer in Odendorf 1949-1954) für die Pfarre zu den Heiligen Aposteln Petrus und Paulus in Odendorf, Erzbistum Köln, zum unveräußerlichen Besitz, damit durch sie die Verehrung des Unbefleckten Herzens Mariens gefördert werde. Die Madonna wurde am 4. März 1951 von Dr. Theol. Franz Feyertag (Coimbra) auf der Stelle in Fatima feierlich geweiht, wo 1917 die Muttergottes erschienen ist.“ Die Urkunde nimmt Bezug auf das Heilige Jahr 1950, dessen theologischer Höhepunkt die Dogmatisierung der Assumptio Mariae war, d.h. der leiblichen Verklärung der Unbefleckt Empfangenen Gottesmutter. Kirchengeschichtlich ist der Beginn des Marienkults in Odendorf in diesen Zusammenhang einzuordnen, an der Basis der Kirche entsprach er einem religiösen Bedürfnis vieler Katholiken. Dankbarkeit gegenüber der Helferin in der Not der Kriegs- und Nachkriegsjahre spielte eine Rolle, aber auch die Bedrohung durch den atheistischen Kommunismus. der in seiner stalinistischen Ausprägung die Kirche in Osteuropa mit Verfolgung heimsuchte. Wie sah die Feier der Muttergottes von Fatima im Einzelnen aus: Am 13. eines jeden Monats von Mai bis Oktober wurde ein Bet-, Opfer- und Sühnetag begangen, mit hl. Messen am Vormittag, einer Rosenkranz-Andacht am Nachmittag und einer festlichen Marienfeier mit Lichterprozession und Predigt am Abend. Die Resonanz bei den Gläubigen überstieg schnell den örtlichen Rahmen. Die Lokalpresse berichtete ausführlich, so im Oktober 1951, als 38 Neupriester des Steyler Missionspriesterseminars in Sankt Augustin am Ende der Fatimafeier den Primizsegen spendeten. Ein Jahr später weilte Weihbischof Cleven in Odendorf und nahm im Rahmen eines Pontifikalamtes die Krönung der Madonna vor. Gläubige aus der Gemeinde und von nah und fern hatten Schmuck für diese Krone gestiftet. Auch im Oktober 1953 feierte der Weihbischof wieder ein Pontifikalamt in Odendorf. Die kirchliche Behörde unter Generalvikar Teusch musste sich im November 1952 mit einer Anfrage von Dechant Klinkenberg (Leverkusen-Wiesdorf) wegen der „Wallfahrten nach Odendorf“ beschäftigen. Teusch antwortete: „Wir möchten…eine ausdrückliche kirchliche Stellungnahme oder Genehmigung …nicht aussprechen. Ew. Hochwürden wollen den Gläubigen, die dorthin pilgern, keine Hindernisse in den Weg legen, aber von der Entsendung eines Priesters als Begleiter... absehen.“ Der Generalvikar hob diese Einschränkung ein Jahr später, nachdem Pfarrer Lukas auf Anweisung hin über die Pilgerfahrten und Veranstaltungen des Jahres 1953 Bericht erstattet hatte, auf. Lukas’ Wunsch nach einer „ausdrücklichen kirchlichen Stellungnahme oder Genehmigung“ der Wallfahrten wurde nicht entsprochen. Eine solche Genehmigung, entgegnete Teusch, brauche nicht erteilt zu werden.

Inzwischen wuchs der Zustrom der Pilger. Sie kamen, außer den Leverkusenern, aus Duisburg, Oberhausen, Aachen, Bedburg, Heimbach, Bonn, Bad Godesberg, Sinzenich, Euskirchen, Weilerswist und Metternich. An den Monatsdreizehnten ließ die Bundesbahn den Städteschnellverkehrszug Bonn - Aachen in Odendorf halten. Am 13. 8. 1953 wurden 490 Pilger gezählt die per Bahn anreisten. Besonders das Marianische Jahr 1954 mit der päpstlichen Enzyklika „Fulgens corona“ gab der Marienverehrung neue Schubkraft. Für den Sommer dieses Jahres sind Fußprozessionen aus Houverath und Oberdrees mit priesterlicher Begleitung bezeugt. Mit dem unerwarteten Ausscheiden von Pfarrer Lukas im Oktober 1954 scheint aber die Fatima-Bewegung ihren Motor verloren zu haben. Der neue Pfarrer Ewald Horack (ab März 1955) setzte das Werk seines Vorgängers fort. Er führte eine Krankensegnung nach einer von Lourdes entlehnten Weise ein. Dennoch war eine Veränderung eingetreten, welche in den Worten des damaligen Beobachters so klingt: „Die Fatima-Tage Juli, August September wurden in der üblichen Feier begangen. Der Besuch hatte infolge der Zeitverhältnisse und bedingt durch den erfolgten Abgang von Pfr. Lukas stark nachgelassen. Die Oktoberfeier brachte aber eine sehr große Anzahl Pilger her.“ Die Zeitverhältnisse waren die nunmehr rasch umsichgreifende Wirtschaftswundermentalität. Der neue Pfarrer war bestrebt, für die Fatima-Tage qualifizierte Prediger heranzuziehen. Er fand sie bei den Rheinbacher Pallottinern, bei den Franziskanern in Euskirchen und den Redemptoristen in Bonn. Er ließ die Männer der KAB 1956 bei der abschließenden Lichterprozession die Statue der Muttergottes durch Odendorf tragen. Der Schwerpunkt der Fatima-Feiern verschob sich auf die Marienmonate Mai und Oktober. Die Prozessionen an den Monatsdreizehnten von Juni bis September wurden eingestellt, die Schlussfeier im Oktober mit ihrer Lichterprozession jedoch übte weiterhin eine Anzahl von Jahren eine Anziehungskraft auf viele Gläubige aus. Die Schlussfeier des Jahres 1957 muss sehr eindrucksvoll gewesen sein. Die Presse sprach von einem Besucherrekord. Der Festprediger selbst meinte, wohl dreitausend Gläubige seien in Odendorf versammelt gewesen. Das 40. Jahr des Geschehens von Fatima wurde noch groß gefeiert. Die Renovierung der Pfarrkirche, 1961-1963, mag die räumlichen Verhältnisse für eine Wallfahrt eingeschränkt haben. In einem Presseartikel lud Pfarrer Horack 1963 die Marienverehrer von Odendorf und Umgebung zur Mitfeier ein. Im selben Artikel klagte er öffentlich über die Finanzierungsprobleme. Den Kosten für auswärtige Prediger stünden keine Etatmittel bzw. Spenden der Gläubigen gegenüber. Fragt man nach den Ursachen für den Rückgang der Fatima-Bewegung, muss auf den schon zitierten Beobachter aus dem Jahr 1955 verwiesen werden. Der aufkommende Materialismus der Wirtschaftswunderzeit entfremdete viele Katholiken ihrer Kirche, der Kirchenbesuch ging mehr und mehr zurück, nicht nur in den Städten. Auch die Kirche selbst hatte sich seit dem Pontifikat Johannes“ XXIII. (1958-1963) neuen Zielen zugewandt. Das II. Vatikanische Konzil - 1962 eröffnet - betonte die ökumenische Aufgabe der Kirche, den getrennten Christen den Weg zur Einheit zu ebnen. Waren Fatima-Tage gegenüber den evangelischen Mitchristen nicht Hindernisse und damit unzeitgemäß? Die Odendorfer Fatima-Madonna behielt ihren Platz in der Pfarrkirche, es wurde still um sie. Im März 1981 trat Dechant Horack in den Ruhestand. Er machte seiner Gemeinde ein Abschiedsgeschenk: eine Schutzmantelmadonna. Sein Nachfolger Johannes Daßler (1981-1986) gab ihr den Platz der Fatima-Madonna. Letztere fand im Vorraum des linken Kircheneingangs einen Platz, nahe den Kirchenbesuchern. Vom Schmuck ihrer silbernen Krone entnahm der neue Pfarrer Teile für den Schmuck der spätmittelalterlichen Madonna, der der sein großes Interesse galt. Von der Fatima-Bewegung künden nur noch die Statue der Muttergottes und ein Gemälde des aus Odendorf gebürtigen amerikanischen Malers Josef Arenz in der Pfarrkirche.

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