St. Severin
Hl. Severin, 9-11. Jh.
Patron von Köln; der Weber; für Regen; gegen Unglück und Trockenheit.
Kontakt
Pfarrei St. Severin
Im Ferkulum 29, 50678 Köln
Telefon: 0221/931842-0
Fax: 0221/931842-34
Internet: www.sankt-severin.de
St. Severin ist neben dem Dom, St. Gereon und St Ursula eine der ältesten Kirchen der Stadt mit einer fast 1700 Jahre alten Geschichte, verbunden mit dem Namen des hl. Kölner Bischofs Severin. Einzigartig ist der zugängliche Ausgrabungsbereich unter dem Langhaus mit den Grundmauern einer Friedhofskapelle und ihrer Erweiterungen (4. bis 9. Jahrhundert). Die aufragende Kirche mit spätromanischem Chor und spätgotischem Langhaus birgt ein „Museum Kölner Malerei“; der Meister von St. Severin hat von dieser Kirche den Namen. St. Severin, an der alten Römerstraße nach Süden, der Kölner Via Appia, gelegen, führt uns zurück bis ins 4. Jahrhundert. Die Bauten, die hier am meisten interessieren, sind der fünfte aus dem 9. oder 10. Jahrhundert und besonders der sechste aus dem ll. Jahrhundert. Hier haben die Ausgrabungen das Grab des hl. Severin zugänglich gemacht. Er war Zeitgenosse des hl. Martin von Tours und um 400 der dritte Bischof von Köln. Das Grab liegt vor dem Ausgrabungsbereich unter dem Hauptaltar der Kirche. 948 wurden seine Reliquien hier erhoben. In einer Urkunde von 866 wird die Kirche schon als die nach dem Dom und St. Gereon bedeutendste Kölner Kirche erwähnt. Bau und Erweiterung der Krypta fallen in dieselben Jahre wie bei St. Gereon; der westliche Teil bei der Confessio wurde 1043, der östliche 1237 vollendet. Die Confessio selbst, deren Altar uns erhalten ist dürfte aus dem Jahr der Erhebung der Reliquien des hl. Severin 948 stammen. Die Confessio liegt unter dem Hauptaltar der Kirche zwischen Langhaus und Chor und ist vom Chor aus zu sehen. Den Altarraum schmücken Decken- und Wandgemälde vom Ende des 13. Jahrhunderts. In den Gewölben erzählen die Bilder aus dem Leben Jesu. Sie erinnern an die Fresken in St. Maria in Lyskirchen.
Die Oberkirche erscheint trotz ihrer verschiedenen Bauzeiten als eine Einheit. Der Chor in seiner reichen fünfseitigen Gliederung wurde 1237 vollendet, er ist ein eindrucksvolles Beispiel spätromanischer Baukunst. Das Querhaus über dem Grab des hl. Severin stammt, wie der westliche Teil der Krypta, noch aus der Mitte des ll. Jahrhunderts und zeigt die Spannweite der Entwicklung von den Anfängen der Romanik bis zu ihrer späten Blüte. Das seit dem 9. Jahrhundert hier bezeugte Stift wurde 1802 aufgehoben. Seitdem ist St. Severin Pfarrkirche. Im letzten Krieg wurde sie schwer getroffen, bis 1950 aber durch Karl Band wiederhergestellt. Die Hauptkrypta wird seit l963 wieder für den Gottesdienst benutzt. Die Gräber unter St. Severin sind der älteste bekannte Kölner Friedhof. Die durchscheinende Severinusscheibe (ll. Jahrhundert) wurde in acht Farben geschaffen. Drei davon Weiß, Gelb und Rot, sind undurchsichtig. Auf eine 0,5 cm gewölbte Goldplatte von 0,25 bis 0,35 mm Stärke und 11,7 cm Durchmesser ist eine Schmelzschicht von 1,2 bis 1,3 mm aufgetragen. Dargestellt ist der hl. Bischof Severin; er sitzt in bischöflicher Gewandung barhäuptig auf einem mit Kissen belegten Thron. In der Linken hält er das Buch der Verkündigung, in der Rechten den Stab seiner Hirtensorge. St. Severin war um 400 der dritte Bischof von Köln. Seine Verehrung als Heiliger geht bis in die merowingische Zeit zurück. Die wohl von ihm errichtete kleine Kirche war ursprünglich den hll. Cornelius und Cyprian geweiht. Erst seit dem 9. Jahrhundert trägt die Kirche seinen Namen. Die Severinusscheibe, die heute als Leihgabe der Kölner St.-Severin-Pfarre im Erzbischöflichen Diözesan-Museum gezeigt wird, gilt unter den erhaltenen ottonischen Goldzellenschmelzen nördlich der Alpen als frühestes Zeugnis einer figürlichen Darstellung. Die Technik ist wohl durch die Kaiserin Theophanu in das Rhein-Maas-Gebiet übertragen Worden. Die Datierung der Scheibe gibt einige Rätsel auf. Nach den überlieferten Inschriften hat Erzbischof Hermann III., „der Reiche“, (1089- 1099) den Schrein anstelle eines älteren Schreins fertigen lassen. Dieser soll aus reinem Gold gearbeitet und mit Perlen und Edelsteinen überaus reich geschmückt gewesen sein. Er wurde nach dem Einmarsch der Franzosen (1795-1798) zur Zahlung von Kontributionen eingeschmolzen. Wo sich die Scheibe an diesem Schrein befunden hat, ist nicht mehr festzustellen. Sicher ist aber, daß sie lange vor diesem Wohl schon für den Schrein geschaffen worden ist, der die Gebeine nach der Erhebung in der Krypta 948 geborgen hat. Vergleicht man die Entstehungszeit dieses Severinschreins mit der Zeit der anderen uns bekannten Schreine, etwa der hll. Heribert in St. Heribert, Ursula und Aetherius in St. Ursula, Maurinus und Albinus in St. Pantaleon, um nur einige zu nennen, die alle um 1170 geschaffen wurden, oder gar mit dem Dreikönigenschrein, an dem von 1180 bis 1230 gearbeitet worden ist, so rückt der Severinschrein an eine so frühe Stelle, daß man fragen möchte, ob nicht noch andere, uns nicht mehr bekannte Werke in den ersten Jahrzehnten des 12. Jahrhunderts und früher geschaffen worden sind. Der 1798 eingeschmolzene Schrein wurde 1819 durch einen neuen ersetzt, der heute auf dem Hochaltar in der Apsis die Gebeine des hl. Severin birgt. Papst Pius XII. erhob die Kirche 1953 auf Bitten von Kardinal Frings zum Rang einer „Basilica minor“.