St. Quirinus-Münster
Hl. Quirin, 9-11. Jh.
Heimatkirche von Josef Kardinal Frings
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Münsterplatz, 41460 Neuss
Quirinus-Münster, Westfassade
Foto: Beckstet, CC BY-SA 3.0
Zu den eindrucksvollsten Kirchen im Erzbistum Köln gehört St. Quirin in Neuss, auch Quirinus-Münster genannt, und die Heimatkirche des bekannten Josef Kardinal Frings. Der Kirche gegenüber stand sein Elternhaus. Hier wurde er getauft, empfing er die erste heilige Kommunion und feierte auch seine Primiz. Die Gründung der Pfarrei Neuss wird für die karolingische Zeit angenommen. Damals soll auf dem Marktplatz eine kleine Marienkirche gestanden haben. Später wurde der Pfarrgottesdienst in die Stiftskirche St. Quirin verlegt, wo schon im 9. Jahrhundert ein Benediktinerinnenkloster entstanden war. Die Überführung der Gebeine des heiligen Quirin wird nach der Überlieferung des Neusser Klosters mit dem Besuch des Papstes Leo IX. im Jahre 1049 in Verbindung gebracht. 1050 soll er die bis dahin in Rom beigesetzten Gebeine des heiligen Quirin seiner Schwester Gepa übergeben haben, die damals Äbtissin von St. Quirin war. Tatsache ist, dass schon bald die Verehrung des Heiligen eine florierende Pilgertradition zur Folge hatte.
Quirinus galt im Mittelalter mit Antonius dem Einsiedler, dem Papst Kornelius und dem Bischof Hubert als einer der vier Marschälle der Kölner Kirchenprovinz, die als spezielle Nothelfer verehrt und wegen ihrer Verdienste und täglichen Hilfsbereitschaft zu „Hofmarschällen Gottes und der Himmelsbürger" ernannt wurden. Zu ihren alten Verehrungsstätten machte man damals gerne Wallfahrten: vom Antoniuskloster in Wesel nach Kornelimünster bei Aachen, weiter nach St. Hubert in den Ardennen und von dort aus zurück nach St. Quirin in Neuss. Im Kölner Dom erinnert heute noch eines der Nordfenster aus dem Jahre 1509 an diese großen Heiligen Marschälle und ihre Verehrung.
Innenansicht des Quirinus-Münster
Foto: Picture by Anil Öztas, CC BY-SA 3.0 DE
Die Kirchengeschichte kennt eine Reihe Heilige dieses Namens, doch ist St. Quirin von Neuss der Heilige, der um 130 in Rom unter Kaiser Hadrian als Militärtribun das Martyrium erlitt. Er wird deshalb in seiner Rüstung mit dem mit neun Kugeln besetzten Schild, Lanze, Schwert und Palme, oft auch zusammen mit seiner Tochter Balbina, die mit ihm starb, dargestellt. Im Mittelalter zogen zu seinem Fest am 30. April bzw. am 1. Sonntag im Mai viele Pilger in die Stadt. Sie tranken Wasser aus der Hirnschale des Heiligen, um von seiner Wunderkraft Hilfe und Heilung zu erfahren. Der heutige Bau des Neusser Münsters zeugt vom Reichtum und der Bedeutung des Klosters, das um 1200 in ein Stift umgewandelt wurde. 1209 wurde der Grundstein zur heutigen Kirche gelegt, das Münster fällt damit in die letzte Bauzeit der großen romanischen Kirchen in Köln, die vor der Grundsteinlegung zum gotischen Dom 1248 abgeschlossen war. Die Menschen damals vertrauten neben den Stadtmauern und Waffen besonders der Wirkung durch Fürbitten bei ihrem Schutzpatron. So wurde auch in der einjährigen Belagerung durch Karl den Kühnen von Burgund 1474/75 die Rettung der Stadt der Fürsprache des heiligen Quirin zugeschrieben.1496 setzte ein Blitzschlag den Westturm in Brand, 1741 schlug der Blitz erneut dort ein und auch 1914 brannte der Westturm. In den Jahren 1930/31 wurde die Kirche grundlegend restauriert. Am 5. Januar 1944 zerschlug eine Fliegerbombe das Dach des Ostteiles und ließ die Gewölbe bis in die Krypta hinein zusammenbersten. Der stolze Bau über der 1000-jährigen Krypta birgt über dem Hochaltar den um 1900 von Meister Witte in Aachen geschaffenen kostbaren Quirinusschrein. Das Pestkreuz von 1360, die Standfigur der Gottesmutter mit dem Kind um 1420, das Vesperbild von 1430, die Statue des heiligen Quirin aus derselben Zeit und das große Holzkreuz von 1592 sind nur einige der Kunstwerke, die die große Bedeutung des Quirinus-Münsters dokumentieren und Zeugnis dafür ablegen, dass die Kirche durch die vielen Jahrhunderte hindurch Mittelpunkt des Bittens und Dankens der Neusser Bürgerinnen und Bürger war und bis heute ist.