St. Aposteln
Hl. Aposteln, 5.-9. Jh.
Die ausgewogenste Leistung der romanischen Architektur Kölns nennt W. P. Eckert die Kirche St. Aposteln in seinem Kölner Kunstführer (1976).
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St. Aposteln | Neumarkt 30 | 50667 Köln
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Die ausgewogenste Leistung der romanischen Architektur Kölns nennt W. P. Eckert die Kirche St. Aposteln in seinem Kölner Kunstführer (1976). Auch H. Kier schreibt in ihrem Buch über die großen romanischen Kirchen (1983): „Diese einheitliche und geschlossene Außenerscheinung der Kirche, die ganz entscheidend den Neumarkt beherrscht, hat die Menschen zu allen Zeiten begeistert und zu Vergleichen mit den schönsten Bauten dieser Erde angeregt, z.B. mit der berühmten Sophienkirche in Konstantinopel.“ Sie faßt ihr Urteil (S. 183) in die Worte zusammen: „Sankt Aposteln ist wirklich der klassische Höhepunkt romanischer Architektur.“
Durch ihre Lage am Nordwestende des weiten Neumarkts kommt die Dreikonchenanlage hier freier zur Geltung als bei der unmittelbar vorausgehenden Kirche Groß St. Martin und auch bei St. Maria im Kapitol. Alle drei Kirchen aber zeugen von der geistigen, wirtschaftlichen und politischen Kraft, die Köln, auch nach der Einwohnerzahl, in jenen Jahrhunderten in die Reihe der bedeutendsten Städte Europas stellte. An dieser Stelle, damals noch draußen vor der Römerstadt, wurde wahrscheinlich schon 872 eine kleine Kirche auf den bei uns seltenen Titel St. Aposteln geweiht. Wir wissen, daß Erzbischof Bruno nach seiner Überführung von Reims, wo er 965 starb, hier zuerst aufgebahrt wurde. Heribert, der Freund und Kanzler Kaiser Ottos III., gründete hier nach 1010 ein Kollegiatstift und begann mit dem Bau einer Pfeilerbasilika. Sein Nachfolger, Erzbischof Pilgrim, konnte die vollendete Kirche 1026 weihen und nach seinem Tode 1036 hier begraben werden. Ihre heutige Gestalt erhielt die Kirche aber erst nach dem Brand von 1199. Jetzt wurde der Dreipaßchor angebaut. Um 1230 wurde die große Anlage nach der Einwölbung von Langhaus und dem westlichen Querschiff vollendet. 1802 wurde St. Aposteln, nach Aufhebung des Stiftes, Pfarrkirche. Nach den Zerstörungen des letzten Krieges konnte Pfarrer Joseph Könn den Gottesdienst verhältnismäßig früh wieder aufnehmen. Bei den Aufbauarbeiten wurde die im Dreißigjährigen Krieg zugeschüttete Westkrypta 1957 neu hergerichtet. Seit 1975 steht die Kirche für den Gottesdienst wieder ganz zur Verfügung. Die Apostelnkirche ist nur wenig kürzer als der Hildebolddom, der mit seinen 95 m Länge damals die größte Kirche Kölns war. Über der Vierung, inmitten der Konchen des Dreipaßchores, wölbt sich die achtrippige Kuppel. Symbolisch deutet die Achtzahl an, daß hier Länge und Breite unseres erdgebundenen Lebens in eine dritte Dimension erhoben werden, ist doch die „Acht“ die erste Kubikzahl. Diese Symbolik des romanischen Baumeisters hat Pfarrer Theodor Schnitzler mit dem achtstrahligen Baldachin beantwortet, aus dem die Taube des Heiligen Geistes sich niedersenkt, um uns im Tabernakel den Leib des Herrn zu schenken, eine Form, die in der Ostkirche schon im 5. Jahrhundert bekannt war. Der festliche Raum lädt ein zur feierlichen Gestaltung des Gottesdienstes, der sich auch damals schon in den strengen Formen jahrhundertealter Ordnung vollzog, angefangen mit der Einzugsprozession, dem Bußakt und dem zusammenfassenden Kirchengebet. Die Lesungen aus der Heiligen Schrift sind fest vorgeschrieben, ebenso wie das Evangelium, in dem das Wort Gottes in aller Form geehrt wird. Kostbare Einbände schützen den auf Pergament sorgfältig geschriebenen und oft durch Bilder und Initialen hervorgehobenen Text. Eine Prozession mit Kerzen und Weihrauch geleitet das Evangeliar zum Ambo, von wo der Diakon in liturgischen Gewändern das Wort Gottes singend verkündet. Dann werden die Opfergaben, Brot und Wein, zum Altar gebracht. Zum Sanktus, dem Hochgesang auf Gottes Herrlichkeit, zieht wieder die Prozession der Ministranten mit brennenden Kerzen und Weihrauch ein, um den Herrn, der bei der feierlichen Wiederholung der Wandlungsworte, die er selbst im Abendmahlssaal gesprochen hat, auf dem Altar gegenwärtig wird, ehrfürchtig zu begrüßen. Nach der hl. Kommunion und dem Schlußsegen erfolgt der feierliche Auszug. Das liturgische Geschehen ist von Gesängen begleitet, die z.T. in der Zeit dieser Kirchenbauten schon alt waren, z.T. auch nach damals entstehenden Choralmelodien gesungen wurden. Der Kirche gegenüber lag bis vor dem letzten Krieg das Apostelgymnasium. Es erinnerte daran, daß die Stifte und Klöster auch die Bildungsstätten waren. Zudem übten sie in den sogenannten inkorporierten Pfarreien auf dem Land eine ausgedehnte Seelsorge aus, wie das bei den großen österreichischen Klöstern und Stiften, z.B. Klosterneuburg, Lilienfeld, Melk und St. Florian, heute noch üblich ist. Seiner liturgischen Bedeutung ist St. Aposteln auch in den letzten Jahrzehnten bewußt geblieben. Die Namen der Pfarrer Könn, Schnitzler und Peusquens sagen darüber genug. Am 18. 9. 1965 erhob Papst Paul VI. die Kirche auf Bitten von Kardinal Frings zur päpstlichen „Basilica minor“.