St. Georg
Hl. St. Georg, 9-11. Jh.
St. Georg mit Nachbildung des Kreuzes St. Georg
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Georgspl. 17,
50676 Köln
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St. Georg
Foto: Dr. Jakob Schalfke
Vor dem Südtor der Römerstadt, an der alten Straße nach Bonn, auf den Grundmauern eines römischen Baues, über dem später die fränkische Kapelle des hl. Caesarius errichtet wurde, gründete Erzbischof Anno 1059 das Georgstift, das wie die meisten alten Klöster 1802/03 aufgehoben wurde. St. Georg wurde bald nach 1067 geweiht. Um 1188 riß man den alten Westchor ab und errichtete an seiner Stelle den mächtigen Westbau, der in seinem quadratischen Grundriß und seinen nach außen ungegliederten, fast 5 m dicken Trachytmauern wie eine Festung aussieht, innen aber mit seinen zwei Geschossen und ihrer dreiteiligen Rundbogengliederung den Anblick klassischer Klarheit bietet. Dieser Teil, in dessen Mitte heute noch der Taufstein von 1240 steht, diente dem Gottesdienst für das Volk. Der dreistufige Mitteltrakt zeigt noch die vier Säulenpaare aus rotem Sandstein, die wohl früher in einem alten römischen Bau gestanden haben. In dem über der Krypta hochgelegenen Chor hängt das machtvolle Kreuz, eine Nachbildung des 1067 geschaffenen Kreuzes, das heute im Schnütgen-Museum steht. Von dem 1,90 m hohen, aus Nußbaumholz geschnitzten Christusbild, ist nur ein Torso übriggeblieben. Allein Haupt und Rumpf sind vollständig erhalten. Die ursprüngliche Bemalung gab dem Bild lebendigen Ausdruck. lm Hinterkopf findet sich eine Öffnung zur Aufnahme von Reliquien, vielleicht auch zur Aufbewahrung der hl. Hostien für die Krankenkommunion (damals gab es noch keine Tabemakel oder Sakramentshäuschen). In seiner Ausdruckskraft steht dieses Kreuz von St. Georg gleich neben dem fast 100 Jahre früheren Gerokreuz im Kölner Dom. Lange war es verschollen. Erst 1921 wurde es durch einen Zufall stark beschädigt, in der Krypta von St. Georg entdeckt. Karfreitag und Ostern, Tod und Sieg über den Tod sind in diesem Kreuz angesprochen. Aus dem Bücherschatz der Kirche, der die Gottesdienste durch Jahrhunderte begleitet hat, ist ein Codex erhalten. Er gilt als die 1100-1120 entstandene Kopie einer reichen Handschrift, die 1870 beim Brand der Straßburger Bibliothek unterging. Er umfaßt 225 Pergamentblätter, 29,5 x 22,5 cm groß. Jedes Evangelium beginnt mit einem Bild des Evangelisten und einem weiteren Bild; zu Matthäus ist es ein Marienbild, zu Markus Johannes der Täufer, zu Lukas die Verkündigung der Geburt des Johannes an seinen Vater Zacharias und zu Johannes das Kreuzigungsbild. Dem Matthäusevangelium ist vorangestellt ein Bild des Herrn in seiner Herrlichkeit (Majestas) und ein Bild des hl. Hieronymus, der im 4. Jahrhundert die Bibel ins Lateinische übersetzte und so die sog. Vulgata schuf; zwölf kunstvolle Kanontafeln stellen die parallelen Stellen der vier Evangelien nebeneinander und erleichtern so das Zurechtfinden. Allen Bildseiten folgt eine Zierseite. Sie geben dem Werk einen festlichen Reichtum. Unsere Handschrift war von Anfang an für das Georgstift bestimmt und blieb dort bis zur Aufhebung 1802. Danach war sie Eigentum der Pfarrkirche St. Maria in Lyskirchen. Seit 1931 befindet sie sich als Leihgabe im Schnütgen-Museum.