Die Heilige Stiege
Heilig Kreuz, 17. Jh.
Reliquien: Kreuzpartikel und auch ein Gnadenbild der Schmerzhaften Mutter
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Stationsweg 21,
53127 Bonn
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In der Geschichte der Erzdiözese Köln spielt Bonn eine besondere Rolle. Nach der Schlacht bei Worringen 1288 hatten die Kölner Erzbischöfe ihr Residenzrecht in der Stadt verloren. Sie Wichen aus nach Bonn und Brühl. Besonders großzügig waren ihre Anlagen in Bonn, wo das Schloß heute Hauptgebäude der Universität ist und das Poppelsdorfer Schloß natur- wissenschaftlichen Fakultäten dient. In der Verlängerung der Verbindung dieser beiden Bauten erhebt sich der Kreuzberg, von dem man die Stadt und das Rheintal von Köln bis Siegburg, die Voreifel und das Siebengebirge übersieht. Hier errichtete der Erzbischof und Kurfürst Ferdinand 1628 die heutige Kreuzbergkirche. Schon zweihundert Jahre vorher hatte in der Nähe ein vielbesuchtes Wallfahrtskreuz oberhalb Lengsdorf gestanden. An der Stelle wurde später die Kreuzkapelle erbaut, die die neue Kirche „in schönerer Lage“ ersetzen sollte. Die Wallfahrtsstätte wurde der Verehrung des Leidens Christi und der Schmerzensreichen Mutter geweiht. Die von Bonn hinaufführenden Wallfahrtswege wurden 1664 mit den Sieben-Schmerzen- Stationen und der andere mit den Bildern der Sieben Fußfalle ausgestattet. Ein dritter Weg führt direkt von Ippendorf zum Kreuzberg. Die Seelsorge übernahm die Bruderschaft von den Sieben Schmerzen Mariens (des Servitenordens), die 1637 von Innsbruck nach Bonn kamen. Hundert Jahre später (1746) stiftete Erzbischof Kurfürst Clemens August die Heilige Stiege, die heute noch viel besucht wird und zu den wichtigen Seelsorgepunkten der Bundeshauptstadt gehört. Die Serviten mußten 1802 ihr Kloster verlassen. Nur den Bemühungen des Bonner Hofrats Caspar Oppenhoff ist es zu verdanken, daß die Kirche vor dem Abbruch bewahrt blieb.
1855 bis 1872 pachteten Jesuiten das Anwesen und legten die 14 Stationen des Kreuzweges rund um den Garten des Klosters an. Von 1889 bis 1969 übernahmen die Franziskaner die Wallfahrtsseelsorge auf dem Kreuzberg, der zu einem gesuchten Zentrum internationaler Studenten- Seelsorge wurde. Nach den Zerstörungen des letzten Krieges hat die Landesdenkmalpflege geholfen, Kirche und Gebäude in würdiger Gestalt zu erhalten. Architekt der Kirche war Christoph Wamser, der auch die Jesuitenkirche Mariä Himmelfahrt in Köln erbaute. Erzbischof Ferdinand wollte durch den Neubau die fast erloschene Kreuzverehrung neu beleben. Deshalb schenkte er ihr eine Kreuzpartikel und auch ein Gnadenbild der Schmerzhaften Mutter, das er um 1628 aus dem „Wundertätigen“ Holz der Eiche von Foy-Notre-Dame in Belgien anfertigen ließ. Ein Gnadenbild ist auch das große Verkündigungsbild der Kirche St. Anunziata zu Florenz, der Hauptkirche des Servitenordens, an der Nordwand des Langhauses. Die erste Andachtsstätte auf dem Kreuzberg ist das Gebäude der Heiligen Stiege. Auf ihrem Balkon ist die Ecce-Homo-Szene in lebensgroßen Figuren wiedergegeben. Innen führt die Heilige Stiege in 28 Stufen zu einer kleinen dreischiffigen Kapelle mit einem Kreuzaltar hinauf. Messingkreuze auf der ersten, elften und achtundzwanzigsten Stufe bezeichnen die Stellen der Blutstropfen des Herrn. Durch das Fenster hinter der Kreuzigungsgruppe blickt man in das Oratorium des Kurfürsten. Der ganze Raum der Heiligen Stiege ist mit farbigen Fresken und Stuckornamenten reich geschmückt. Über dem Mittelportal zeigt die Ölbergszene den Beginn des Leidens Christi. Darüber öffnet sich das Gewölbe: Gott Vater, die Weltkugel mit Schlange und Apfel, der Erzengel Gabriel mit dem Kreuz und einer Schar von Engeln wird sichtbar. Der Beter, der kniend die Heilige Stiege emporsteigt, erblickt im Fürstenoratorium das Deckenbild der Auferstehung Christi. Architekt der Bonner Heiligen Stiege ist Balthasar Neumann, der im 18. Jahrhundert auch das Treppenhaus des Brühler Schlosses schuf. Durch den Durchgangsraum unter dem Fürstenoratorium gelangt man in das sogenannte Haus Nazareth und zum Heiligen Grab, dessen engerer Bezirk durch ein schmiedeeisernes Gitter abgegrenzt ist. In einer Nische liegt der Leichnam Christi auf der Grabesbank. Vor der Grabeshöhle schweben Engel. Wächter in bunten Uniformen halten die Wacht. Die reichen Stuckarbeiten mit den vielen kleinen Engeln bringen das Golgathageschehen in enge Verbindung mit der Heiligen Nacht in Bethlehem. Wie in Willich-Neersen in „Klein Jerusalem“, so ist auch auf dem Kreuzberg das ganze Leben des Herrn, die Kindheit und das Sterben zusammengefaßt und eingebettet in die jubelnde Verklärung der Osternacht. W Schulten schließt seinen Führer zur Heiligen Stiege auf dem Kreuzberg mit den Sätzen: „Im 17. Jahrhundert hat man den Kreuzberg mit seinen Stationsbildern eine von Christus gezeigte Straße zum Himmel genannt. Von diesen Gedanken her läßt sich der Zusammenhang aller Andachtsstätten auf dem Kreuzberg erfassen. Die Leidenswege, die Kirche mit der Kreuzreliquie und den Gnadenbildern, Heiliges Grab Geburtshöhle, Fürstenoratorium und Heilige Stiege sind bildhafte Stationen auf dem Wege zum Heil.“
Gebet
O du hochheilig Kreuze, daran mein Herr gehangen in Schmerz und Todesbangen, in Schmerz und Todesbangen! Du bist die sichre Leiter, darauf man steigt zum Leben, das Gott will ewig geben, das Gott will ewig geben.
T: Konstanz 1600. M: Erfurt 1630