Trierer Dom
Heiliger Rock, 12. Jh.
Der Dom von Trier beherbergt den Heiligen Rock, den der Herr bei seinem Kreuzweg trug.
Kontakt
Liebfrauenstraße 12,
54290 Trier
Trierer Reliquiar mit dem Hl. Rock
Foto: Dr. Jakob Schlafke
In der Geschichte der rheinischen Wallfahrt stehen an der Spitze die sieben Städte Trier, Aachen, mit den Orten Burtscheid und Kornelimünster, Köln, Düsseldorf (St. Lambertus), Mönchengladbach, Schillingskapellen (in der Pfarre Heimerzheim, Gnadenbild heute in der Pfarrkirche Buschhoven bei Bonn) und Gräfrath. Nach einer Limburger Chronik von 1391 wurde der Besuch dieser sieben Städte Römerfahrt genannt und als Ersatz für eine eigentliche Romfahrt mit dem Besuch der sieben Papstbasiliken gewertet. Eine Düsseldorfer Chronik von 1654 nennt in dem Zusammenhang auch noch Tongern. (Wynands S. 78). Ältester dieser Wallfahrtsorte ist Trier. Schon 15 vor Chr. wurde es von den Römern als Augusta Treverorum gegründet. Dieser Hauptort der Provinz Belgica war Warenumschlagplatz an der Mosel und wurde in der Neueinteilung des römischen Reiches durch Kaiser Diokletian zur Kaiserstadt und Residenz des Oberbefehlshabers im Nordwesten des Reiches. Hier residierte bis 313 Kaiser Konstantin. Seit etwa 200 ist hier eine christliche Gemeinde unter einem Bischof bezeugt. Um 313 war Bischof von Trier Maternus, der auch als erster Bischof von Köln benannt ist und deshalb oft mit zwei Mitren dargestellt wird. Die Bedeutung der hl. Helena für die Entwicklung der Kirche kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Sie war aus niederem Stande geboren, hatte zu Drepanum in Bithynien als Magd und Kellnerin in einem Gasthaus gedient. Dort hatte Konstantius Chlorus sie kennengelernt und zu seiner rechtmäßigen Gattin erhoben. Aus dieser Ehe wurde Konstantin geboren. Doch als Maximian, der nach der Teilung des römischen Reiches durch Diokletian Kaiser des Westreiches geworden war, ihren Mann zum Mitregenten in Gallien und England ernannte, mußte dieser Helena verstoßen und die Stieftochter Maximians heiraten. Ihr Sohn Konstantin wurde an den Hof des Kaisers Diokletian nach Kleinasien geschickt. Für Helena begann eine Zeit der Demütigung und Enttäuschung. Als nach dem Tode des Konstantius ihr Sohn Konstantin Kaiser wurde, versuchte dieser gutzumachen, was sein Vater gefehlt hatte. Er nahm seine Mutter zu sich an den Hof, verlieh ihr den Titel „Augusta, Kaiserin“ und schenkte ihr das damit verbundene Ansehen. Helena hatte in den Jahren ihrer Verstoßung in der Christengemeinde Heimat gefunden und war selbst zum Glauben gekommen. Mit 64 Jahren empfing sie die hl.Taufe. Nun setzte sie den ganzen Einfluß ihrer hohen Stellung für die Ausbreitung des Glaubens ein. Sie kümmerte sich um die Armen, forderte den Bau von Kirchen und forschte nach den Spuren des Herrn im Heiligen Lande. Mit 78 Jahren unternahm sie noch ihre denkwürdige Wallfahrt nach Jerusalem. Im August 329 verstarb sie in Konstantinopel, wurde aber in Rom beigesetzt. Später übertrug man ihre Gebeine nach Hautevillers bei Reims. Ein Kopfreliquiar von ihr wird heute noch im Dom zu Trier verehrt. Ihrem Einsatz verdankt die Kirche die Auffindung vieler bedeutender Reliquien. Mit ihrem Namen ist auch die Auffindung und Verehrung des Heiligen Trierer Reliquiar mit dem Hl. Rock Kreuzes, wie auch des Gewandes verbunden, das der Herr auf seinem Kreuzweg trug. Dieser Heilige Rock, von dem Johannes (Joh 19, 23 f.) berichtet, wurde durch sie nach Rom gebracht und dem Bischof Agritius geschenkt, der im vierten Jahrhundert der Trierer Kirche vorstand. Der Heilige Rock, das nahtlose und ungeteilte Gewand des Herrn, über das die Soldaten bei der Kreuzigung das Los warfen, wurde im Laufe der Jahrhunderte Symbol der unteilbaren Einheit der Kirche. In Trier ist die Römerzeit auch heute noch lebendig durch das Stadttor, die Porta Nigra, aber auch durch die in die Römerzeit zurückreichenden Teile des heutigen Domes. Seit 1196 wird der Heilige Rock im Altar des Ostchores aufbewahrt. Seine öffentliche Ausstellung geht auf eine Anregung des Kaisers Maximilian I. im Jahr 1512 zurück. Papst Leo X. verfügte 1515 die Verehrung der Trierer Heiligtümer im Turnus von sieben Jahren. Doch wurde dieser bereits nach einigen Jahrzehnten aufgegeben und fand in unregelmäßigen Abständen nach Ermessen des Bischofs und Domkapitels statt. Die Heiligtumsfahrten zogen durch die Jahrhunderte viele Pilger aus Deutschland, Frankreich,Belgien, Luxemburg und den Niederlanden an. Im Jahr 1933 kamen etwa 2 Millionen, unter ihnen auch viele Tausende aus dem Erzbistum Köln. Für die Wallfahrt des Jahres 1959 wurden 1,7 Millionen gezählt. Heute ruht der Heilige Rock, wohlverwahrt, in einer hölzernen Lade in der Heiltumskammer hinter dem Hauptaltar. Er wird das ganze Jahr hindurch von vielen Pilgern ehrfürchtig verehrt. Die beiden letzten großen Wallfahrten waren 1933 und 1959. Wegen der besonderen Lage 1933 seien hier im Wortlaut berichtet erstens der Gruß des damaligen Bischofs Franz Rudolph Bornewasser an alle Pilger und zweitens das Grußwort des Bischofs Matthias Wehr zur Wallfahrt 1959 und drittens die Botschaft von Papst Johannes XXIII.
1. Hirtenwort des Trierer Bischofs Franz Rudolph Bornewasser vom 22. Juni 1933:
Allen Pilgern, die zum alten, heiligen Trier wallen, meinen Gruß im Herrn! Meine lieben Pilger/ Ihr traget ein Abzeichen voll tiefen Sinnes: das Bild des heiligen Rockes, von dem die Arme des Kreuzes ausstrahlen. Zeichen Christi, Zeichen des Leidens und des Heiles, Zeichen des Kampfes und der Ehre! Christi Zeichen:- wenn Ihr zu dem heiligen Kleide des Erlösers kommt, sucht Ihr den, der dieses Kleid trug. Leidenszeichen: „Wer mir nachfolgen will, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.“ Zeichen des Heiles: „Durch sein Blut sind wir gerettet.“ Kampfzeichen: so haben es die Kreuzfahrer getragen. „Gott will es. “ Ehrenzeichen: auf der Krone der deutschen Könige und auf dem Reichsapfel prangte das Kreuz. „Christus, Du Göttlicher König der Völker, segne alle, die unter dem Zeichen des Kreuzes zu Deinem heiligen Kleide pilgern. Die Trierer Fahrt sei Vorbild ihres ganzen Lebensweges, sie sei auch Bürgschaft einer glücklichen Fahrt in die Ewigkeit.“ Mit diesem Gebete, liebe Pilger, erhebe ich über Euch meine Hand zum Gruß und zum Segen. Franz Rudolph (Bischof von Trier)
2. Grußwort des Bischofs Matthias Wehr 1959:
Meine lieben Pilger! Gruß und Dank im Herrn Euch allen, die Ihr der Einladung zur Heilig- Rock- Wallfahrt nach Trier gefolgt seid! „Jesus Christus ist der Herr. “ Das ist das Leitwort unserer Wallfahrt. Laßt Euch durch das verehrende Schauen des heiligen Gewandes zu Jenem hinführen, der es einst, wie die Trierer Überlieferung uns sagt, auf Seinem Leibe getragen hat, zu Jesus Christus, unserem Herrn. An Ihn richtet Euer Gebet voll Vertrauen in all Euren persönlichen Sorgen und Anliegen. Doch nicht nur in diesen! Betet auch für unser Volk, das in solch schwieriger Lage sich befindet, betet für den Frieden der Welt. Das ungenähte Christuskleid ist ein Sinnbild der ungeteilten einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche. So betet denn auch für die Kirche, betet für die ganze Christenheit, betet, wie der Heilige Vater in seinem Schreiben uns nahelegt, für das von ihm angekündigte allgemeine Konzil. Betet, auf daß bald „eine Herde und ein Hirte “ (Joh 10, 16) werde. Matthias (Bischof von Trier)
3. Der Heilige Vater Papst Johannes XXIII. sandte zur Wallfahrt 1959 die folgende Botschaft:
Unserem ehrwürdigen Bruder Matthias Wehr Bischof von Trier Ehrwürdiger Bruder, Gruß und apostolischen Segen. Nach reiflicher Überlegung hast Du Dich entschlossen, das heilige Gewand, das gemäß ehrwürdiger Überlieferung als der Leibrock unseres Herrn Jesus Christus von alters her im Hohen Dom zu Trier voll Ehrfurcht aufbewahrt wird, in feierlicher Form zur öffentlichen Verehrung auszustellen, und du hast Dich gedrängt gefühlt, Ehrwürdiger Bruder, Uns von Deinem Entschluß alsbald Botschaft zu senden. Wahrlich, sie hat Unser Herz mit frommer Freude erfüllt, sie brachte Uns nicht geringen Trost und außerordentliche Hoffnung. Was Du zu tun gedenkst, das loben Wir ganz und gar, und Wir hoffen voll Zuversicht, daß die nun wiederum bevorstehenden Feierlichkeiten zur öffentlichen Verehrung des heiligen Kleides, das nach der Überlieferung Eurer Vorfahren die Glieder unseres göttlichen Erlösers umhüllt hat, der trierischen Kirche und auch den anderen Kirchen innerhalb und außerhalb Eures Vaterlandes reiche geistliche Frucht einbringen werden. Die Annalen Eurer Geschichte halten das Gedächtnis daran fest, daß nicht selten zur selben Zeit, da der Heilige Rock den Augen des christlichen Volkes zum verehrenden Schauen enthüllt war, große Ereignisse eintraten. Das trifft auch dieses Mal in glückverheißender Weise zu. Wir haben nämlich beschlossen, ein allgemeines Konzil anzukündigen, das unter dem Beistand des Heiligen Geistes in naher Zukunft zusammentreten soll. Damit möchte die eine, heilige, katholische Kirche gleichsam ein Banner aufrichten und mit machtvoller Stimme alle jene herbeirufen und in ihre Hürde einladen, die, obwohl sie die Würde des christlichen Namens tragen, durch die Ungunst der Zeiten von ihr getrennt sind. Allzu lange schon vergießt die Kirche um sie ihre mütterlichen Tränen. Das ungenähte Gewand Christi ist Bild und Gleichnis der erhabenen Einheit der Kirche. Wenn dieses Bild vor den Augen des Geistes aufsteht, dann wird es mit Gottes Gnade wie von selbst viele dazu bewegen, zu wirken und zu beten, daß die Einheit verwirklicht werde. Das aber sind bereits die ersten Zeichen einer Morgenröte, die eine glückliche Zeit ankündigt. Um so liebenswerter wird jenen, die in der Irre gehen, das Haus der Mutter sein, je mehr die Daheimgebliebenen, die darauf warten, ihre getrennten Brüder umarmen zu dürfen, das reine Licht evangelischer Tugend erglänzen lassen. So mögen denn die Kinder der Kirche treu und unermüdlich danach streben, die Weisung des Apostels Paulus auf ihr eigenes Leben zu beziehen, die sowohl den Weg zur Heiligkeit wie gleichsam auch ihr allerletztes Ziel zum Ausdruck bringt: „Ziehet an unseren Herrn Jesus Christus" (Röm 13, 14.). - Ja, Christus sei Euer Kleid! Ob in der stillen Kammer des Herzens, ob im Reden, ob im Tun oder im Lassen.- Christus sei Euer Schmuck, seine Bescheidenheit, sein maßvolles Wesen, seine Umsicht, seine Liebe, seine Geduld im Leiden, seine Milde, sein Ernst, seine Demut/ Leget ab den alten Menschen (vgl. Kol. 3, 9)! Ziehet Christus an! Stellt Christus dar! Seid Christus! Mitten im Ernst einer schweren Zeit, dennoch aber in der Hoffnung auf eine glücklichere Zukunft, wollten Wir Dir, Ehrwürdiger Bruder, den Priestern und den Gläubigen, die Deiner Leitung anvertraut sind, ein Wort väterlichen Zuspruchs senden. Gottes Licht und Beistand rufen Wir kraft der Fürbitte der allerseligsten Jungfrau Maria auf Euch herab. Möge die heilige Festzeit, die Ihr begehen werdet, Herz und Gemüt bewegen, den katholischen Glauben stärken und zur steten Besserung des Lebens beitragen. Zum Unterpfand all dessen erteilen Wir Dir und der Dir anvertrauten Herde mit Freuden und in väterlicher Liebe den apostolischen Segen. Gegeben zu Rom bei Sankt Peter, am 22. Februar 1959, im ersten Jahr Unseres Pontifikates. Papst Johannes XXIII.