Marienheide Mariä Heimsuchung
Mutter Gottes, 15. Jh.
Die alte Klosterkirche steht heute ganz für die Wallfahrt zur Verfügung.
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Klosterstraße 6,
51709 Marienheide
Mariä Heimsuchung
Foto: BangertNo / CC BY (https://creativecommons.org/licenses/by/3.0)
Im Jahr 1957 übernahmen die Montfortanerpatres S.M.M. als erste Niederlassung in Deutschland die Pfarrei Marienheide. Sie traten damit in eine alte Wallfahrtstradition ein. Schon 1420 hatte der Einsiedler Heinrich ein wundertätiges Marienbild hierhin gebracht. Die Verehrung zog die Bewohner der Umgebung so sehr an, dass der Landesherr, Graf Gerhard von der Mark, auf Bitten des Einsiedlers Platz und Mittel für ein Kloster zur Betreuung des Gnadenbildes und der Pilger schenkte. Papst Martin V genehmigte die Gründung. Im Jahr 1421 war es so weit, dass die Dominikaner die Gründung übernehmen konnten. Die Zahl der Klosterinsassen betrug damals zehn bis zwölf Personen. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts starb der ganze Konvent bis auf zwei Mann an der schwarzen Pest aus. Etwas später wurde die Not so groß, dass der Konvent dem Kölner Dominikanerkloster angegliedert werden musste. Er bekam aber besondere Bedeutung, als im Jahr 1560 die Nachbarpfarreien Müllenbach und Gummersbach zur lutherischen Lehre übertraten. Schwere Zeiten machte das Kloster im Dreißigjährigen Krieg durch. Die Gebäude blieben zwar erhalten, Kirche und Kloster aber fielen der Plünderung anheim. Im Jahr 1717 brannten auch diese ab. Danach konnte der Wiederaufbau beginnen, woran heute noch die schöne Barockausstattung der Kirche erinnert. Das erhaltene Chorgestühl aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts konnte wiederaufgestellt werden. Es gehört zu den besten der spätgotischen Zeit im Rheinland. Schwere Not kam über Marienheide wie über alle Klöster um 1800 durch die Französische Revolution und die Säkularisation. Die Klostergemeinschaft wurde aufgehoben, die Kirche wurde Pfarrkirche. Der letzte als Pfarrgeistlicher tätige Dominikaner, P. Burgmer, starb 1820. Bis 1957 betreuten Kölner Diözesanpriester die ausgedehnte Pfarrei. Dann konnte der Kölner Erzbischof Kardinal Frings Pfarrstelle und Wallfahrt der holländischen Provinz der Montfortaner übertragen. Mit ihnen wurde auch bei uns ihr Ordensgründer, der hl. Ludwig Maria Grignion von Montfort in Westfrankreich, bekannt, der Anfang des 18. Jahrhunderts einen Männer- und Frauenorden zur Wiederbelebung des Glaubenslebens gegründet hatte. Mittel war ihm die „Vollkommene Andacht“ zur Mutter Gottes. Die von ihm gegründete Schwesterngemeinschaft „Die Töchter der göttlichen Weisheit“ sollte sich der Pflege der Kranken und dem Unterricht der Jugend widmen. Die Patres und Brüder versuchen, nach dem Vorbild ihres Ordensgründers das religiöse Leben neu zu erwecken. Das „Goldene Buch“ des hl. Grignion von Montfort hat in den letzten Jahrzehnten auch außerhalb des Ordens weite Verbreitung gefunden und zur Vertiefung des Glaubenslebens einen wichtigen Beitrag geleistet. Die alte Klosterkirche steht heute ganz für die Wallfahrt zur Verfügung.
Das große Bild im Mittelfeld über dem Tabernakel weiht diesen der Dreifaltigkeit. Das Medaillon im Oberfeld stellt die Himmelfahrt Mariens dar. Rechts und links weisen die Figuren des hl. Dominikus und des hl. Thomas von Aquin und darüber der Polenapostel Hyazinth und der erste Märtyrer des Ordens, der hl. Petrus Martyr, auf die alte Dominikanertradition des Klosters. Der Altar findet seine Krönung in dem Bild der Gottesmutter, der Himmelskönigin. Der prunkvolle Aufbau ist umrahmt von Engeln und Putten, Ranken, Blumen und Früchten. Im südlichen Querschiff", den Betern ganz nahe, steht der Gnadenaltar. Über dem Tabernakel, flankiert von Engelfiguren, thront das Gnadenbild, die kleine Statue der Gottesmutter, die Himmelskönigin, die auf dem linken Arm, das Zepter in der Rechten haltend, dem Beter „Jesus, die gebenedeite Frucht ihres Leibes“, zeigt. Beide tragen heute eine Krone auf dem Haupt und sind umgeben von der barocken Pracht des Schnitzaltars, zeigen aber doch die fromme Schlichtheit, die 1420 die Beter zu der Klause hinzog und in den Wechselfällen der folgenden Jahrhunderte, in Krieg und Seuchen, den Menschen Trost gab. In dem ovalen Bild des Giebelfeldes über der Madonna überreicht Maria dem hl. Dominikus den Rosenkranz. Sie zeigt damit, dass über die Jahrhunderte hin der Rosenkranz das engste Band der Verbundenheit ist und war, in dem wir vertrauensvoll beten: „Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder jetzt und in der Stunde unseres Todes“. Als die Montfortanerpatres einige Jahre gewirkt hatten, stellte sich heraus, dass die alte Klosterkirche für Wallfahrt und Pfarrseelsorge zusammen nicht mehr ausreichte. Mit der Neuplanung wurde der Architekt Bernhard Rotterdam beauftragt. Die Würde der alten Wallfahrtskirche wurde nicht angetastet. Durch einen niedrigen, um ein offenes Quadrum angeordneten flachgedeckten Kreuzgang trennte und verband er zugleich die alte Kirche mit dem Neubau. Ein altes bergisches Fachwerkhaus an der Südwestecke des Kreuzgangs wurde bewußt in die neue Einheit eingezogen. Es bildete eine Brücke zwischen den beiden im Stil so verschiedenen Bauten. Die Verbindung von Traditon und Gegenwart, die Einheit von Kloster, Wallfahrts- und Pfarrkirche ist hier gelungen, ohne den spätgotischen Kirchbau und die barocken Klostergebäude anzutasten. H. Kisky faßte sein Urteil über das Werk in die Worte zusammen: „Das Laudare, Benedicere, Praedicare der ehemals in Marienheide beheimateten Bettelmönche ist auch in die helle Klarheit des Kirchenneubaues eingegangen“. Die alte Wallfahrtskirche trägt den Titel St. Mariä Heimsuchung. Die neue ist dem hl. Ludwig Maria Grignion von Montfort geweiht. Sie wurde 1963 konsekriert. Die Hauptwallfahrtszeit ist zum Fest Mariä Heimsuchung am 2. Juli. ln dem Handbuch der Erzdiözese Köln haben 1966 elf Pfarreien regelmäßige Wallfahrten nach Marienheide mitgeteilt.