Freudenreiche Mutter Köln Stammheim
Mutter Gottes, 9-11. Jh.
Stammheim ist einer der ältesten rheinischen Wallfahrtsorte.
Köln-Stammheim St. Maria Geburt
Foto: Chris06 / CC0
Die junge Pfarrei St. Mariä Geburt in Stammheim feierte im Juni 1984 den 75. Jahrestag ihres Bestehens. Aus diesem Anlass gab sie eine Festschrift zu ihrer Geschichte heraus. Da heißt es im ersten Kapitel: „Die Stammheimer Pfarrkirche St. Mariä Geburt hat ihren Ursprung in einer Kapelle, die schon im Jahr 1075 urkundlich erwähnt wird. Almericus, Ministerial des Kölner Erzbischofs, und seine Frau Eilbusch schenkten dem Kloster St. Martin in Köln das Kirchlein in „Stammheim“, das sie selbst erbaut hatten. Diese Schenkung erfolgte auf Veranlassung des Kölner Erzbischofs Anno II. (1056-1075).
Im Jahr 1156 hat Papst Hadrian IV. diese Schenkung bestätigt, die Kapelle, konfirmiert und unter die Protektion des Hl. Stuhles aufgenommen. 1863 wurde aus Teilen der Pfarren Flittard und Mülheim Liebfrauen das Rektorat Stammheim gebildet, das 1909 zur Pfarre erhoben wurde. 1846 hatte der Ort schon 450 Einwohner. Um diese Zeit stieg auch seine Bedeutung als Wallfahrtsort. „Der Kölner Lokalanzeiger schrieb am 15. April 1933 unter der Überschrift „900-jähriger Wallfahrtsort auf Kölner Gebiet: "Unserer Lieben Frau von Stammheim“ folgendes: „Die wenigsten Kölner wissen, dass Stammheim einer der ältesten rheinischen Wallfahrtsorte Unserer Lieben Frau ist. Schon 1075 stand in Stammheim ein Gotteshaus, in dem die freudenreiche Gottesmutter ganz besonders verehrt wurde. Nicht nur die Bewohner des Fleckens selbst, sondern die frommen Gläubigen aus der näheren und weiteren Umgebung pilgerten damals schon regelmäßig zu den Marienfesten in das schlichte Kirchlein, wo die Riesenkerzen aus duftendem Bienenwachs nie erloschen.
Aus dem Jahr 1463 ist uns ein Vertrag bekannt, geschlossen zwischen dem Benediktinerkloster St. Martin in Köln und dem Junker Lutter von Stammheim. Der Junker verpflichtete sich, die Sicherung der aus allen Richtungen zuströmenden Pilgerprozessionen zu übernehmen und das lichtscheue Raubgesindel niederzuhalten. Stammheim gehörte nämlich damals zur Abtei St. Martin, die aber leider nicht in der Lage war, von Köln aus ihre schützende Hand über Dorf und Kirche zu halten. Der Wallfahrtsort blühte mächtig auf, bis die Reformationszeit und die Religionskriege den jährlichen Bittprozessionen ein jähes Ende bereiteten. Kirche und Gnadenbild blieben aber verschont. Nach diesen Stürmen setzte bald ein neuer Aufschwung ein, und zwar um 1663. Damals wütete im Herzogtum Jülich eine gar schlimme Pest, die Menschen und Vieh jäh dahinraffte. Da gedachte man der immer hilfsbereiten Gnadenmutter, und in großen Massen pilgerten die Andächtigen nach Stammheim. Die Prozessionen waren wieder da und konnten sich behaupten bis zum Jahr 1782. Damals stellte Kurfürst Karl Theodor das Wallfahren unter Strafe. Es war die Zeit der sogenannten Aufklärung, die Wunder und Wallfahrten als abergläubische Dinge verlachte. Die Gnadenkapelle verödete. Um jene Zeit war das ursprüngliche Gnadenbild bereits durch das heute noch vorhandene ersetzt. Erst nach den Befreiungskriegen durfte der Strom der Wallfahrer wieder einsetzen. Einzelgruppen und Prozessionen wurden wieder gesehen und es bürgerte sich ein, von Nippes, Schlebusch, Lützenkirchen und Mülheim aus regelmäßig nach Stammheim zu pilgern. Die Wiesdorfer kamen zum Beispiel am zweiten Ostertag, am fünften Sonntag nach Ostern kamen die Leute aus Dünnwald, am zweiten Pfingsttag wiederum die aus Wiesdorf, dann die aus Odenthal, aus Bergisch Gladbach, aus Paffrath und Schlebusch, am Pfingstdienstag die aus Merheim und Mülheim, am 16. August die aus Merheim, Vingst, Deutz und Poll. Am Sonntag nach Fronleichnam kamen die aus Flittard. Am größten wurde der Zustrom am Feste Mariä Geburt, dem Patronatsfest der Pfarrkirche. Das Gnadenbild steht heute auf einem Seitenaltar, der jüngst erst im Chor der alten Kirche aufgebaut wurde. Stammheim ist heute noch ein Ort der Tröstung für viele, die Hilfe bei der Gottesmutter suchen" (A.O. S. 69). In den Kriegsjahren blieb das Gnadenbild Zufluchtsstätte der Bevölkerung. In den Bomben- und Beschusszeiten wurde es im Keller des Pfarrhauses gesichert. Am 29. April 1945 trugen die Jungmänner die Statue der Freudenreichen Mutter unter Anteilnahme der ganzen Pfarrgemeinde durch den Ort zu dem von den Jungfrauen und Mädchen festlich geschmückten Marienaltar in die Kirche. Auch in den Jahren nach dem Krieg hat die Verehrung der „Freudenreichen Mutter" weiter bestanden. Das Handbuch der Erzdiözese von 1966 nennt unter den regelmäßigen Prozessionen die aus Dünnwald St. Nikolaus, Flittard St. Hubert und St. Pius, Höhenhaus Hl. Familie, Mülheim St. Antonius und Bruder Klaus.
Gebet
Regina caeli, laetáre, Halleluja, quia, quem meruisti portáre, Halleluja,
resurrexit sicut dixit, Halleluja, ora pro nobis Deum, Halleluja.
Rom um 1170