Niedermühlen
Mutter Gottes, 15. Jh.
Maria hilft – auch heute noch
Die Wallfahrtskapelle in Niedermühlen zieht immer viele Pilgerinnen und Pilger an.
Kontakt
"Zur schmerzhaften Gottesmutter"
Zur Wallfahrtskapelle 2
53567 Asbach-Niedermühlen
Anmeldung über das Pfarrbüro in Asbach: Telefon 02683-43336
Altar
Foto: Christa Gast
Von Christa Gast
Schon seit mehr als 400 Jahren ist der Ort Niedermühlen, an der südöstlichen Bistumsgrenze im idyllischen Mehrbachtal gelegen, mit seiner Gnadenkapelle „Zur schmerzhaften Mutter“ als Wallfahrtsort bekannt. Wahrscheinlich gäbe es die Kapelle ohne die Reformation gar nicht. Denn der Mehrbach zwischen Niedermühlen und dem benachbarten Flammersfeld bildete damals die Grenze des Herrschaftsbereichs des Erzbischofs von Kurköln zum Gebiet der Grafen von Sayn-Altenkirchen, die schon 1561 den „neuen Glauben“ annahmen. Laut alten Erzählungen wurde 1607 aus der Flammersfelder Michaels-Kirche die etwa 80 Zentimeter große, um 1440 von einem unbekannten Künstler aus Holz geschnitzte Pietà entwendet, um sie vor dem Verbrennen zu retten. Denn der neue radikale Flammersfelder Pfarrer hatte 1606 als Calvinist einen Bildersturm angeordnet. Couragierte Bürger, die die Verfolgung durch den Pfarrer nicht fürchteten, sollen das Marienbildnis über den Mehrbach nach Niedermühlen getragen und dort auf einen Baumstumpf gestellt haben.
Fenster
Foto: Christa Gast
Die Pietà stand jedenfalls über Nacht am Mehrbach auf einem Baumstumpf. Keiner wusste, woher das Marienbildnis stammte. Die Katholiken in Niedermühlen nahmen sich der Pietà an und errichteten zum Schutz ein kleines Fachwerk-Kapellchen über dem Gnadenbild. Die „Schmerzhafte Mutter“ wurde bald weit über die Grenzen des Asbacher Landes bekannt; von Jahr zu Jahr kamen mehr Pilger; ganze Prozessionen zogen vom Rhein und aus dem Bergischen Land nach Niedermühlen, um der mitleidenden Muttergottes ihre Sorgen anzuvertrauen und ihre Fürsprache zu erbitten. Als das Kapellchen zu klein wurde, ließ Pfarrer Andreas Nikolaus Franke 1862 den Zimmerermeister Peter Klein aus dem benachbarten Schöneberg an gleicher Stelle - wo ursprünglich der Baumstumpf stand wurde der Altar aufgestellt - nach Plänen des Kölner Architekten Vincenz Statz eine geräumigere Kapelle errichten. Nun wurde der Wallfahrtsort noch bekannter. Regelmäßig zogen Prozessionen etwa aus dem Siebengebirge, aus dem Siegkreis und der Lahrer Gegend nach Niedermühlen. 30 Jahre später war die Zahl der Pilger und Kapellenbesucher so groß, dass auch die neue Kapelle die vielen Beter nicht mehr fasste und wieder vergrößert werden musste.
Nach den Plänen der Kölner Architekten Carl Rüdell und Richard Odenthal wurde sie teilweise abgerissen und ein neugotischer achtseitiger Zentralbau aus Bruchsteinen an den als Chor dienenden Altarraum der alten Kapelle angebaut. Zur Grundsteinlegung kamen 1892 etwa 3000 Pilgerinnen und Pilger nach Niedermühlen; 1894 fand die feierliche Einweihung statt. Da die Kapelle als einzige im Umkreis über einen Tabernakel verfügt, wurden in ihr nicht nur Pilger- sondern auch regelmäßige Sonntagsmessen gefeiert und es entwickelte sich ein reges Gemeindeleben. Mit tatkräftiger und finanzieller Unterstützung der Bevölkerung wurde die Kapelle 1966 generalrenoviert und vor etwa zehn Jahren erneut restauriert. Bis heute ist die täglich geöffnete Kapelle ein beliebter Anlaufpunkt, auch oder gerade in Corona-Zeiten. Immer wieder halten etwa Wanderer dort an, treten ein und entzünden eine Kerze vor der Pietà. Die Kölner Walldürn-Wallfahrer machen hier jedes Jahr Station. „Besonders treue Pilger kommen seit 1855 jedes Jahr aus der Pfarrei St. Johann Baptist in Kreuzkapelle (Pfarrverband Much)“, berichtet Hedwig Lehmann, die in der Kapelle Küster- und Lektorendienste versieht und jeden Morgen die Kapellentür aufschließt. „Fast 40 Kilometer Fußwallfahrt schrecken die Pilger nicht davon ab. Jetzt kommt zwar keine große Prozession mehr wie früher, aber eine kleine Gruppe kommt immer noch.“ Und jeden ersten Dienstag im Monat finden sich etliche Gläubige aus der Umgebung um 9 Uhr zur Messe ein.