Tourtipp Streckentour ländlich familienfreundlich Eifel
Streckentour, hauptsächlich durch ländliches Gebiet. Die Tour führt in ein Gebiet der nördlichen Eifel. Exemplarisch werden Kirchen besucht, die sich in ihrer Bedeutung und Funktion unterscheiden und mit dem Thema Schöpfung verbinden lassen.
anregend 5–7 Std 597 Höhenmeter
Anregend. Längere Tour, auch mit kurzen Steigungen. Größtenteils über Feldwege und wenig befahrende Straßen mit schönen Panoramen und Landschaftseindrücken. Kleine Abschnitte auf Landstraßen verlangen Aufmerksamkeit.
spirituell
Der religiöse Auftrag von Kirchen und Klöstern auf dem Land bezog immer schon das gesamte Leben der Menschen und die Verbundenheit mit Natur und Landschaft mit ein. Zentrales Anliegen war auch das, was wir heute als Schöpfung bezeichnen. Dabei ist unter Schöpfung nicht nur der Erhalt von Naturressourcen zu verstehen, sondern ein bewusster Umgang mit sich selbst, mit seinen Mitmenschen und mit seiner Lebenswelt im weiteren Sinne unter der Maßgabe, dass sie dem Menschen gegeben und zur Verantwortung aufgegeben ist. Die Tour ist inspiriert durch die Enzyklika "Laudato Si", die Papst Franziskus 2015 veröffentlicht hat.
Sie ist die 100. Tour und wird als Radwallfahrt unter der Schirmherrschaft des Generalvikars des Erzbischofs von Köln, Herrn Dr. Dominik Meiering am 24. September durchgeführt (Anmeldung erforderlich).
Die Veröffentlichung des zweiten Teils der Tour erfolgt in Kürze.
Bad Münstereifel: Unsere Tour beginnt am Bahnhof in Bad Münstereifel in der Nähe des alten Münstereifeler Stadttores. Er ist der Endbahnhof der einzigen Regionalbahn, die hier ankommt, die RB 23. Sie startet in Bonn und führt über Meckenheim, Rheinbach und Euskirchen im stündlichen Takt nach Münstereifel.
Die Tour führt von hier auf der ausgeschilderten Radstrecke oberhalb des Stadttores in die Innenstadt in Richtung Zentrum am Erftufer.
Bad Münstereifel: Wir kommen am alten Rathaus vorbei und gelangen zur ehemaligen Stiftskirche St. Chrysantus und Daria, die weit über Münstereifel hinaus Bedeutung besaß.
Bereits um das Jahr 700 besteht eine Kirche, an der ein Kloster gegründet wird. 844 werden die Reliquien der römischen Märtyrer St. Chrysantus und Daria übertragen. Im 12. Jh. wird das Benediktinerkloster in ein Stift umgewandelt. Zwischen 1048 und 1108 erfolgt der Bau der romanischen Kirche als dreischiffige Pfeilerbasilika mit einem Hochchor über der Krypta. Beeindruckend ist das gewaltige Westwerk, das sich an der Kölner Kirche St. Pantaleon orientiert. Reste eines romanischen Freskenzyklus zur Apokalypse sowie gotische Wandmalereien zu den Kirchenvätern sind im Innern zu bewundern. Die Heiligen St. Chrysantus und Daria werden in einem wertvollen Schrein verehrt. Bereits Ende des 16. Jh. wird das Stift aufgelöst, die Abteigebäude im 18. Jh. abgebrochen.
Klöster und Stifte haben bei der Kultivierung der Landschaft eine besondere Rolle gespielt. Sie schufen Lebensräume im Einklang mit den Voraussetzungen der Natur. Dabei ging es nicht um ein reines Nutzdenken oder eine Kosten-Nutzen-Relation. Das Ganze war im Blick und wurde unter der Prämisse des Einklangs von Mensch und Natur als ein von Gott gegebener und aufgebebener Auftrag verstanden.
Wachendorf: Der kleine Eifelort Wachendorf ist mit dem markanten Kapellenbau des Schweizer Architekten Peter Zumthor, der zeitgleich das Kölner Diözesanmuseum Columba baute, ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt. Schon von weitem lenkt die im Juni 2007 geweihte Bruder-Klaus-Kapelle auf einem Feld vor Wachendorf den Blick auf sich.
Der Bau ist ein 12 Meter hoher, unsymmetrischer Quader, zum Himmel offen, ansonsten verliesartig geschlossen. Die dicken Wände sind durchbrochen von Glaskugeln, die Lichtpunkte setzen. Die Ausstattung besteht aus wenigen archaisch wirkenden Gegenständen und der Figur des Kapellenpatrons, des Hl. Nikolaus von der Flüe, der im 15. Jh. als Einsiedler in der Schweiz lebte. Die Kapelle setzt Gegensätze in Beziehung: Geschlossenheit und Offenheit, Wechsel von Dunkel und Hell, Weite der Felder und Enge des Raumes. Sie ist der Verwitterung ausgesetzt, und schon beim Bau dominiert das Prozesshafte: 112 hochgeschichtete Baumstämme werden mit regionalem Stampfbeton ummantelt und später geköhlert. Sie verleihen dem Raum seine Wandstruktur und seine schwärzliche Farbe. Die Blei-Zinn-Mischung des Bodens erinnert an die Bleibergwerke in der Region.
Nach diesem Highlight geht es nun angenehm bergab durch eine Region mit weit zurückreichender religiös-kultureller Tradition.
Wachendorf: An der Bruder-Klaus-Kapelle in Wachendorf haben wir bereits den geographisch höchsten Punkt unserer Tour erreicht. Von hier aus führt ein malerischer Abschnitt nun wieder etwas bergab nach Satzvey.
Satzvey: Ein fast mittelalterliches Ensemble findet sich in Satzvey. Kirche und Burg liegen nebeneinander und ergänzen sich durch interessante Topographie und bauliche Gestaltung. Die Kirche geht auf das 13. Jh. zurück und ist dem Hl. Pantaleon geweiht. Die Wasserburg Satzvey stammt aus dem 12. Jh. und ist eine der besterhaltenen Burganlagen der Region.
Satzvey: Der nun folgende Streckenabschnitt streift gleich zwei interessante Orte. Zum einen die aus dem 14. Jh. stammende Wasserburg Veynau, eine der größten Burganlagen der Region und etwas weiter entlang der Strecke dann das alte Franziskaner- und später Prämonstratenserkloster Antonigartzem.
Satzvey: Weiter führt die Strecke durch ein schönes Stück Natur auf Frauenberg zu.
Frauenberg: Die wohl im Euskirchener Umfeld prächtigste Dorfkirche ist St. Georg in Frauenberg, unserem nächsten Ziel. Sie kann als ein in ihrer Ausgestaltung und auch Ausstattung einmaliges romanisch-gotisches Gesamtkunstwerk bezeichnet werden. Ihre Gründung geht auf ein wundertätiges Marienbild zurück und kann spätestens ab dem 9. Jh. angenommen werden. Aus einen ursprünglichen Marienpatrozinium wird im 11. Jh. durch Angliederung der Kirche an das Kölner Stift St. Georg, auch das Patrozinium auf den heiligen Georg gewechselt. Der Ausbau und die Ausgestaltung der Kirche in den folgenden Jahrhunderten sind für eine Dorfkirche auffallend prächtig und bis heute erhalten geblieben. Von der Ausstattung seien das romanische Kruzifix, der romanische Taufstein und der Altar der "Heiligen Sippe" erwähnt. Trotz dieser Besonderheiten ist die Kirche immer auch Dorfkirche geblieben, für die Menschen in allen Lebensbezügen da und ein zentraler heimatlicher Ort.
In unserem Zusammenhang besonders erwähnenswert sind die Wand- und Gewölbemalereien des gotischen Schiffes und Chorraumes, die wohl in der Zeit um 1500 entstanden. Die biblischen Motive sind mit üppigen Blumen und Blattrankwerken aus der hiesigen Fauna eingerahmt und verbunden. So wird die Natur gleichsam in die Kirche geholt und umrahmt Gottes Wirken in der Welt. Diese Verbindung von Glauben und Leben verkörpern auch die dargestellten sog. "Kölner Marschälle" Antonius, Cornelius, Hubertus und Quirinus, Heilige, die bei der Bewältigung von Alltagssorgen der Menschen, der bäuerlichen Landpflege und der Viehzucht als Helfer und Garanten eine besondere Rolle spielten.
Frauenberg: Auf dem folgenden Abschnitt treffen wir besonders an Weggabelungen auf Wegekreuze mit unterschiedlicher Gestaltung und Geschichte. Oft aus besonderen Vorkommnissen errichtet, lassen sie den Vorbeiziehenden innehalten und beziehen Landschaft und Natur in die göttliche Schöpfungsordnung mit ein.
Frauenberg: Die Strecke führt nun an den Uferseiten der Erft entlang und bietet entspanntes und naturnahes Radeln.
Weilerswist: Nach einer längeren Strecke erreichen wir einen alten Weiler oder das, was von ihm und seiner Kirche noch erhalten ist, das sog. Swistertürmchen.
Die alte Kirche, von der noch der Turm aus dem 12. Jh. mit Kapelle existiert, ist immer schon Ziel von Prozessionen und Wallfahrten gewesen und heute eine Station der Jacobus-Wallfahrt. Als Ziel des Jungfernpfades und der Verehrung der Hl. Drei Jungfrauen Fides, Spes und Caritas (Treue, Glaube, Fürsorge) war sie im gesamten Vorgebirgsraum bekannt. Im 16. und 17. Jh. erlebt die Wallfahrt zu den Hl. Jungfrauen ihre Blütezeit. Die Kirche ist seit dem 9. Jh. nachweisbar dem Hl. Gereon geweiht. Sie verfällt nach der Säkularisation und wird 1830 bis auf den Turm niedergelegt. Doch als Wallfahrtsstätte bleibt sie ein wichtiges Ziel, wird renoviert und durch den Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner 2005 geweiht.
Das Swister-Türmchen war auch immer Ziel vieler Flurprozessionen der umliegenden Gemeinden bis hin nach Bonn. Flurprozessionen hatten zum Ziel, Natur und Landschaft mit in das religiöse Leben und das Gebet einzubeziehen und den Schutz Gottes zu erbitten.
Heutiger Wallfahrtstag ist Pfingstmontag.
Weilerswist: Unsere letzte Etappe führt mitten durch den Villenwald. Dabei folgen wir dem Jakobus-Pilgerweg in entgegengesetzter Richtung. Mit einer prächtigen Aussicht auf die Kölner Bucht kommen wir auf Walberberg zu.
Walberberg: Nach einer angenehmen Abfahrt kommen wir in Ortsmitte Walberbergs zu der weiß verputzten Kirche St. Walburga, nach der der Ort seinen Namen trägt.
Eine erste Kirche besteht seit der Frankenzeit. Zunächst dem Hl. Jodocus geweiht, wird um 1060 die Hl. Walburga, Missionarin aus dem 8. Jh. in Süddeutschland, als Pfarrpatronin eingeführt und ein Teil ihrer Hirnschale sowie ihres Reisestabes übertragen. Die Kirche wird zur Wallfahrtsstätte, an der seitdem eine Reliquienprozession am ersten Maisonntag stattfindet. Die Gründung eines Zisterzienserinnen-Klosters 1197 führt zum Ausbau der Kirche. Caesarius von Heisterbach steht im Kontakt mit dem Kloster, in das Töchter aus angesehenen Kölner Patrizierfamilien eintreten. Ab 1447 übernehmen Zisterziensermönche und ab 1591 die Jesuiten das Kloster. Als die Kirche 1944 in Flammen steht, ist zufällig der damalige Erzbischof Josef Kardinal Frings in der Nähe und steht der Gemeinde bei. Nach der Wiedererrichtung weiht er 1952 den Altar. Der massive Turm wird 1962 angebaut.
Auf der anderen Straßenseite ist ein Stück der römischen Wasserleitung ausgestellt, die Frischwasser von Nettersheim nach Köln fließen ließ und in Walberberg die Rheinebene erreichte.
Zum Abschluss der Tour können wir in den Gasthäusern in Walberberg einkehren und uns bei guter Verpflegung von der langen Strecke erholen sowie die Tour Revue passieren lassen. Der Haltepunkt der Stadtbahn (Linie 18) ist nicht weit, von dem aus der Kölner oder der Bonner Raum gut erreicht werden kann.
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