„St. Mariä Heimsuchung - die Festung Gottes“

Weithin sichtbar liegt auf einer Kuppe am Hang oberhalb des ursprünglichen Ortskernes die „Festung Gottes“, wie die Impekovener ihre Pfarrkirche St. Mariä Heimsuchung gerne nennen. Die Anlage erinnert an die Wehrburgen des Mittelalters, wie sie überall am Hang des Vorgebirges entstanden, um die Siedlungen und den Acker- und Weinbau ringsum zu schützen. Fremd mutet die moderne Betonkirche mit ihrer eigenwilligen Form inmitten von alten Fachwerkhäusern und bäuerlichen Anwesen zunächst an. An dieser Stelle, an der von alters her die Wege zu den Nachbardörfern zusammentreffen, stand bereits seit 1884 eine neugotische Kapelle „Mariä Heimsuchung“, die 1926 erweitert wurde. Aber mit dem Wachstum des Ortes als Folge der Entwicklung der Bundeshauptstadt Bonn nach dem 2. Weltkrieg konnte sie nicht Schritt halten. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts wuchs der Ort, dessen erste urkundliche Erwähnung ins 12. Jahrhundert datiert, kaum merklich. Noch 1939 gab es in Impekoven nur 377 Einwohner. Heute sind es rund 2200. Für den Neubau einer Kirche in Impekoven konnte mit Professor Gottfried Böhm einer der bekanntesten deutschen Architekten des 20. Jahrhunderts gewonnen werden. Die Wallfahrtskirche in Neviges ist einer seiner ausdruckstärksten sakralen Bauten. Mit dem Bau wurde 1967 begonnen und schon Heilig Abend 1969 wurde die erste Messe in der neuen Kirche gefeiert. Der eigenwillige Reiz des Baus erschließt sich erst beim Näher-kommen. Wie ein hoher Bergfried mutet der runde, 14 m hohe Kirchturm an, zugleich Glockenturm und geschützter Eingang, der sich im Inneren als Chor- und Orgelempore zum Kirchenraum hin öffnet. Das Äußere dieser „Burg“ überrascht immer wieder durch seinen vielgestaltigen Baukörper. Der Grundriss ist ein Polygon, ein Vieleck: 20 Ecken mit ganz verschiedenen Mauerwinkeln. Überdies sind die Außenmauern unterschiedlich in ihrer Höhe, so dass Wandflächen und Dachflächen mit unterschiedlichen Neigungswinkeln ineinander überführt werden und ein wirklich „vielfältiges“ Massiv bilden, eine Großskulptur, die an einen Bergkristall erinnert.Ein Beispiel für den Detailreichtum sind die Betonstützen am Treppenaufgang: Erst beim aufmerksamen Hinschauen nimmt man wahr, wie liebevoll und fein sie bei aller Robustheit des Sichtbetons ausgearbeitet sind. Die Vielfalt der Flächen, Formen und Winkel setzt sich im Inneren fort. Erfrischend wirkt vor der Ruhe und Massivität der Sichtbetonmauern die für eine Kirche ungewöhnliche Farbwahl: knallig orange-rote Kirchenbänke und Türen in kräftigem Grün. Die warm glänzenden und klaren Farben nehmen auch die Emailletafeln des Kreuzweges und die Tür des Sakramentshauses auf, Arbeiten von Egino Weinert aus Köln aus dem Jahr 1982. Die bleiverglasten Fenster wurden von Svetlozar Raèv, einem langjährigen Vertrauten und Herausgeber zahlreicher Publikationen über den Architekten Böhm, entworfen. Trotz der farbigen Elemente erscheinen sie fast wie ein monochromes Ornament. Ihre eigentliche Wirkung entfalten sie durch die besondere Lichtzuführung zu unterschiedlichen Tageszeiten. Die wohlberechnete Wirkung von Licht und Schatten steigert die Plastizität des Baukörpers und entfaltet eine faszinierende Wirkung. Am westlichen Zugang zur Kirche findet sich eine Relieftafel des Impekovener Bildhauers Hermann Büchel aus dem Jahre 1999, der „Mariä Heimsuchung“, den Besuch Marias bei Eli-sabeth, in Anlehnung an mittelalterliche Vorbilder darstellt.

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