Gleichgültig, ob man von der unteren Kirchgasse zur Kirche St. Jakobus emporgestiegen ist oder sich ihr auf halber Höhe über den Kirchplatz genähert hat, das beeindruckende Gebäude im schlichten romanischen Stil nimmt den Betrachter gefangen.
Es ist ein Stück in Stein gehauene Geschichte des alten Weinanbauortes. Wahrscheinlich war es Pfalzgraf Ehrenfried Ezzo, ein Schwiegersohn Kaiser Otto II., der die Gielsdorfer Höhenburg an dieser Stelle baute, eine von vielen Wehranlagen auf den Höhenzügen des Vorgebirges. Der dreigeschossige Turm aus Tuff und Trachyt mit einer durchschnittlichen Mauerstärke von 1,30 m diente anfangs als Wehrturm und bis 1490 als Gefängnis der Zivilgemeinde.
Die Burgkapelle, das älteste erhaltene kirchliche Bauwerk im Vorgebirge, war ursprünglich nicht mit dem Turm verbunden. Erst um 1490 wurden bei größeren Baumaßnahmen, die das heutige Bild der Kapelle bestimmen, Turm und Kapelle als Kirchenraum miteinander verbunden. 1879/80 wurde das romanische Langhaus mit dem spätgotischen Chorraum an der Südseite des Turmes ergänzt. Als Baumeister konnte der bekannte Kölner Dombaumeister Vinzenz Statz gewonnen werden, der u.a. in Oberösterreich den Linzer Dom und in Kevelaer die Wallfahrtsbasilika gebaut hat.
Bei umfangreichen baulichen Veränderungen entstanden im Jahre 1492 in der Apsis die heute einmaligen Wandmalereien. In 3 Zyklen sind insgesamt 32 Abbildungen angeordnet, jeweils durch grüne Bänder voneinander getrennt. Leider wurden die Fresken durch bauliche Veränderungen, durch Übermalungen und mangelnden Schutz vor Feuchtigkeit im Lauf der Jahrhunderte beschädigt, teilweise auch vernichtet. Erst 1949 wurden sie wieder freigelegt. Ein Bonner Professor fertigte Pausenskizzen der Fresken an, die heute noch ein anschauliches Bild der Wandmalereien vermitteln. 1931 fand eine Grundsicherung, 1988 eine gründliche Bestandssicherung statt.
Im Chorraum steht ein romanischer Altartisch, an dem heute noch die Messe gefeiert wird. Er gehört zur ursprünglichen Ausstattung der Kapelle aus dem 11. Jahrhundert. Die Pieta in der Nische auf der rechten Seite dürfte – wie die Fresken –gegen Ende des 15. Jahrhunderts von einem Kölner Künstler geschaffen worden sein. Eine Vielzahl von Statuen und Ausstattungsgegenständen, z.T. aus dem 17. und 18. Jahrhundert, vervollständigen das Bild. Die in der Gewölbedecke aufgemalten Kammmuscheln weisen auf den Patron der Burgkapelle hin, den heiligen Jakobus. Die Kammmuschel war im Mittelalter das Erkennungszeichen für die Pilger nach Santiago de Compostela.
Seit Juli 2002 hebt auch auf dem Kirchplatz eine Stele des Landschaftsverbandes Rheinland den Jakobspilgerweg, der durch Gielsdorf führte, hervor. Die Steinfigur des heiligen Jakobus in der Außennische über dem Eingang zur romanischen Kapelle stammt aus Santiago de Compostela, wo sie von einem Künstler für die Gielsdorfer Kirche angefertigt wurde. Sie wurde von einer Pilgergruppe gespendet, die sie von einer Pilgerfahrt von dort mitgebracht hatte. Gerade in Gielsdorf sind Pilgerfahrten nach Santiago de Compostela auch heute noch Tradition.
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